DIALOG 2019: Von der Gesellschaft abgehängt?

Zukunftsperspektiven für den ländlichen Raum

Der Einladungsfolder zum DIALOG Stift Schlägl 2019 wies auf die Thematik hin: „Die Wahrnehmung des ländlichen Raumes ist gegenwärtig sehr ambivalent.“ Städter sehnen sich nach „Landleben“. Sind sie dann dort, gibt es bald Unzufriedenheit bezüglich Infrastruktur und diverser Unzulänglichkeiten. „Die schwierige Realität des Lebens auf dem Land ist der Mehrheit der Bevölkerung aus dem Blick geraten – und mit ihr der Mehrheit der PolitikerInnen. Hat das Land noch Zukunft?“

lm Schlägler DIALOG 2O19 stellten sich am Mittwoch, dem 12. Juni 2019, im Vereinshaus Aigen namhafte Experten der Frage, ob und wie das Land als Lebens-, Wirtschafts- und Sozialraum eine Zukunft hat. Auf dem Programm stand: 17.30 Uhr gemeinsame Vesper in der Pfarrkirche Aigen, 18.00 Uhr Begrüßung im Vereinshaus durch Abt em. Mag. Martin Felhofer und Abt Mag. Lukas Dikany, Impulsreferate und Gespräch der Referenten: Dr. Franz Fischler, seit 2005 u.a. Präsident des Europäischen Forums Alpbach – Sepp Rottenaicher, u.a. Umweltbeauftragter der Diözese Passau – Ing. Johann Gaisberger, seit 2008 Direktor der Bioschule Schlägl, Moderation: DIin Anni Pichler, Chefredakteurin der OÖ. BauernZeitung, 20.00 Uhr Begegnung beim gemeinsamen Imbiss.

Dr. Franz Fischler differenzierte die Regionen in vier Typen: 1. Stadtumland, 2. Räume mit vielen Arbeitsmöglichkeiten, 3. landwirtschaftlich geprägte Zonen mit weniger Arbeitsplätzen und 4. Räume mit noch geringeren Arbeitsmöglichkeiten, schwacher Infrastruktur, langen Pendlerfahrten und Bevölkerungsschwund. Die Digitalisierung mit ihren Jobs, ihren neuen Betrieben und ihrer Vernetzung wird auch in schwachen Zonen eine bessere Wirtschaftlichkeit bringen und die Infrastruktur heben.

Sepp Rottenaicher sprach davon, dass gerade in schwachen ländlichen Regionen die selbsthelfenden Kräfte das „A und O“ sind. Motivierte Menschen müssen auf die Suche nach neuen Betriebsmöglichkeiten gehen und die Politik muss dabei steuern. Auch die Kirche mit ihren vielen Tätigkeitsbereichen und ihren sozialen Aufträgen ist weiterhin ein Faktor, der wirkt und ermutigt. Ökosoziale Foren werden sich um sauberes Wasser, um Klimaschutz u.a. sorgen müssen.

Ing. Johann Gaisberger fühlt sich verantwortlich für die mittlerweile sehr gut laufende Bildung der bäuerlichen Jugend, vor allem im Biolandbau. Digitalisierung und öffentliche Förderungen sind unerlässlich. Dabei bedarf es der Ermöglichung einer guten Lebensqualität, durch die der Mensch Rücksicht auf sich selbst nehmen kann. Freude an der Arbeit durch Bildung und moderne Technik heben die Selbstwirksamkeit im Arbeitsprozess.

In weiteren Gesprächsdurchgängen wurden, von der Moderatorin gut gesteuert, von den Referenten und Sprechern aus dem Publikum die wichtigsten Zukunftskomponenten noch einmal augelistet: Digitalisierung, Bildungserweiterung, Klimaschutz, ökosoziale Ausrichtung, kein unbegrenztes weiteres Wirtschaftswachstum, bessere Infrastruktur und Ausbau der Verkehrsnetze, kritischer Blick auf das EU-Gelder-Förderwesen. Ganz wichtig werden in Zukunft Kooperation und Gemeinschaftsprojekte sein, die auf Mitmenschlichkeit, Persönlichkeitsentfaltung und Verantwortlichkeit ausgerichtet sind.