DIALOG 2022
DIALOG 2022 am Mittwoch, dem 28. September im Stift Schlägl: „Wenn des Lebens Ende naht“ – ethische Fragen der Sterbebegleitung und Sterbehilfe
In der Ausschreibung dieser DIALOG-Veranstaltung heißt es: „Durch die gestiegenen Möglichkeiten der modernen Medizin verlängert sich die letzte Phase des Lebens für viele Menschen erheblich. Sie sind schwer krank und in ihren körperlichen, mitunter auch geistigen Vollzügen erheblich eingeschränkt, können aber noch nicht sterben. Das wirft eine breite Palette von Fragen auf: Was kann, was soll in dieser Phase (noch) getan werden? Welche menschlichen Aufgaben sind für eine bzw. einen Sterbende/n und die Angehörigen noch zu erledigen? Wie möchte die betreffende Person sterben? Was ist ihr für die letzten Wochen und Tage wichtig? Und was, wenn der Wunsch immer stärker wird, das Leiden aktiv zu verkürzen?“
Diesen Fragen wurde im DIALOG zwischen Moraltheologie und Palliativmedizin nachgegangen. Die Impulsreferate und anschließenden Diskussionsgespräche nahmen vor: Univ. Prof. Dr. Michael Rosenberger, Institut für Moral-theologie, Katholische Privatuniversität Linz, und MedR OA Dr. Johann Zoidl, Abteilungsvorstand Palliativmedizin i.R. im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Die Moderation lag bei Mag. Matthäus Fellinger.
Vor dem DIALOG feierte man um 17:30 Uhr die gemeinsame Vesper in der Stiftskirche, dann gab es um 18 Uhr in der Stiftsbibliothek durch Abt Mag. Lukas Dikany die Begrüßung, in der er das Zitat der Palliativpflege brachte: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Daraufhin folgte der DIALOG. Um 20 Uhr fand beim gemeinsamen Imbiss die Begegnung miteinander statt.
In gebotener Kürze ging beim DIALOG um Folgendes: Mag. Matthäus Fellinger leitete ein: Soziale Begleitung und Hilfe sind für Sterbende das Wichtigste. Seit Jänner 2022 ist in Österreich das Sterbeverfügungsgesetz in Kraft. Länger schon gibt es die Patientenverfügung. Die österreichischen Bischöfe wollen einen Rechtsanspruch auf Palliativmedizin, um assistierte Suizide einzuschränken.
Dr. Johann Zoidl sah sich als Arzt und Begleiter, der seinen Dienst an Sterbenden schilderte. Medizinische Hilfe und soziale Nähe sind unverzichtbare Komponenten. Es kommt darauf an, mitzuwirken, dass das abnehmende Leben, das an seine Grenze kommt, noch möglichst sorgsam geführt werden kann.
Dr. Michael Rosenberger zeigte auf, dass es bei assistiertem Suizid laut Sterbeverfügungsgesetz um Freiwilligkeit und Selbst-bestimmung des Patienten bei unheilbarer, todbringender Krankheit geht, wobei die geistige Zurechnungsfähigkeit überprüfbar gegeben sein muss. Ärzte müssen diese Patienten aufklären, und es bedarf einer entsprechenden Bedenkzeit. Das österreichische Sterbeverfügungsgesetz mit seinen Bedingungen ist, und das ist gut, strenger als in anderen Ländern. Das Gesetz dient dem Schutz der Gesellschaft und enthält auch Entlastungselemente. Suizidpatienten verbergen oft eine versteckte Botschaft, die eine Bitte um Nähe, um Vermeidung von „Zur Last-fallen“ u.a. enthält. Das gilt es zu entdecken und zu besprechen, ein breites Feld auch für die Seelsorge. Beim Wunsch nach Krankensalbung komme es auf das „Setting“, die Einstellung an, die keine Vereinnahmung und kein Gutheißen sein kann.
Eine rege Fragenstellung und Diskussionsbreite seitens des Publikums schloss sich daraufhin an.