Predigt zum 3. Fastensonntag

„Jesus antwortete der Frau:
Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen;
wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben;
vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.
Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe
und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen!“

Joh 4,13f

 

Jesus, Quelle des Lebens

In der Wüste ist Wasser sehr kostbar. Wie erfrischend ist da ein Schluck kühlen Wassers.

Die Fastenzeit ähnelt einer Wüstenzeit. Sie ist eine Zeit der Entleerung, Entschlackung und Entbehrung. Sie will den Blick auf das Wesentliche lenken und auf die unendliche Fülle, die uns an Ostern erwartet. Heuer ist diese Fastenzeit eine besonders intensive Zeit, ausgesprochen karg und schmerzlich, weil die derzeit sehr eingeschränkten Lebensumstände nicht erlauben, miteinander unseren Glauben zu feiern oder einander zu begegnen.

Jesus kommt zum Jakobsbrunnen. Er macht Rast und bittet eine Samariterin um Wasser. Im Gespräch erkennt die Frau in Jesus den Propheten Gottes, den erwarteten Messias.

Der Brunnen ist ein Bild für das, was uns erwartet. Es geht um eine Tiefenbohrung des Lebens. Was aus der Tiefe kommt, das belebt und erfrischt den Menschen. Oberflächenwasser sind oft verseucht und machen krank. Beide steigen in die Tiefe ihres Lebens, kommen ins Gespräch über die Sehnsüchte, Brüche und die Gottesfrage. Für den Gang in die Tiefe bedarf es immer wieder eines „check in“ – einer Einkehr bei uns selbst, ein Achten auf unsere Seele, ein Hören auf unsere innere Stimme. Im Gespräch berühren Jesus und die Frau das Geheimnis des Lebens. Die Samariterin macht die Erfahrung: Die Wahrheit macht frei, das Leben beginnt dort, wo Zeit für ein längeres Gespräch ist. Lebensraum wird eröffnet, wenn Wut, Enttäuschung, Bitterkeit … angesprochen werden dürfen. Leben beginnt dort, wo Schuld eingestanden und bereut wird und ein Gegenüber verzeiht.

Die Begegnung mit Jesus hat das Leben der Samariterin verändert. Wenn wir Jesus begegnen, sei es in der Hl. Schrift, im Gebet, im Gottesdienst …, dann verändert sich auch unser Leben. Jesus ist die Quelle, aus der wir immer wieder schöpfen dürfen, sie versiegt nicht und hilft uns Durststrecken zu bewältigen.

Ich wünsche allen, dass sie in der Durststrecke dieser Zeit im Gebet Kraft schöpfen können und das Vertrauen wächst, dass Gott uns nicht allein lässt. Die Klostergemeinschaft des Stiftes Schlägl feiert weiterhin jeden Tag die Stundenliturgie und die Hl. Messe. In diese schließen wir Sie mit all ihren Anliegen ein.

Abt Lukas Dikany