Predigt zum 1. Ostersonntag

Liebe Christen in der Pfarre, liebe Leser/innen,

Zum Beginn ein österlicher Witz gefällig? Auch oder gerade weil uns nicht zum Lachen ist und wir uns arg eingemauert fühlen und allseits gehemmt in unserem Lebensdurst. Was wird noch kommen? Wie kommen wir und wann da wieder raus? Wie lange müssen wir das noch aushalten? Nicht nur Kinderfragen! Deshalb – wie in der Barockzeit üblich zu Beginn der Osterpredigt ein Witz: Josef von Arimathäa, hat für den Leichnam Jesu kurzerhand sein Felsengrab überlassen. Als seine Frau davon erfährt, wird sie wütend: „Wie kannst du unser schönes neues Grab an diese dahergelaufenen Wanderprediger verschenken?“ Darauf Josef: „Nun reg dich nicht auf! Er hat gesagt, es ist nur übers Wochenende!“

Ja, wenn man das im Vorhinein weiß, dann täte man sich leichter mit dem Glauben an die Auferstehung. Dass ein Licht ist am Ende des Tunnels. Aber wenn man das nicht sieht. Wenn es wirklich stockdunkel ist? Mit der Diagnose Krebs zu leben, mit der Angst vor der Ansteckung mit Corona, die sogar dazu führt, dass Menschen einander anzeigen, die sich offenbar nicht an die Schutzmaßnahmen halten? Angst, wie mit dem Verdienstausfall und seinen unabsehbaren Folgen das Überleben zu sichern? Angst vor einem weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch? Da braucht es schon Mut, Ostern zu feiern ohne abzuheben in eine religiöse Sphäre, die nichts zu tun hat mit eben diesem so gefährdeten Leben. Aber genau in diese Welt, die dem Leiden und dem Tod ausgeliefert ist, begibt sich Gott in Jesus. Weinen über den Tod, verlieren, was einem so wertvoll geworden ist, aber auch wüten und klagen, zu wieviel Kälte Menschen fähig sind, über unserer eigenen Angst vor der Enge des Schmerzlichen die Menschen in den überfüllten Flüchtlingslagern übersehen, denen man mit einem Bruchteil der jetzt flüssigen Wirtschaftsmilliarden das Leben und die garantierte Würde zurückgeben könnte. Einzig die Angst zu kurz zu kommen in diesem Leben. Möge es doch mich/uns nicht treffen. Alle Sorge, das Unausbleibliche hinauszuschieben aus dem Denken und das Leben als einziges zu retten und deshalb das des anderen aus dem Blick zu drängen. Das Leben des anderen zu retten, das ist das Staunenswerte, was Jesus zu lehren und vorzuleben in diese Welt gekommen ist und dafür auch bereit war zu sterben.

Ein Wandlungsprozess ist es, den er in uns initiieren, mit diesem seinen Geist uns infizieren möchte. „Nicht für mich, sondern für dich.“ Das gibt Lebensmut dem, der ihn braucht. Gerade in diesen bedrohlichen Zeiten lässt sich die Hilfsbereitschaft und Leidensfähigkeit in vielen Menschen als ein wachsendes Gut spüren, das Hoffnung gibt. Ein Zeichen: Du sollst leben – hier wird Auferstehen schon in diesem Leben sichtbar. Aber das kostet. Und Jesus hat gespürt, dass seine Kraft dazu bis zum Letzten ausgereizt wurde, und er hat doch nicht aufgegeben. Ihn hat die Hoffnung getragen, das lebenslang genährte Vertrauen in Gott als seinen Vater: „Du lässt mich nicht fallen“ (aus den Gebeten der Psalmen geschöpft und selbst erfahren, ja erlitten), aber vorher kam der gequälte Schrei des „Warum hast du mich verlassen?!“

Der Tod stellt unsere Sorge ums Leben in Frage, aber vielmehr noch stellt uns der Glaube vor die Frage nach dem Wie unseres Lebens. Es für sich retten oder es hingeben? Ostern dürfen wir feiern aus frohem Herzen, weil uns da Einer gezeigt wird, der durch diese Not hindurch gegangen und gerettet wurde. Er gibt uns den Mut, täglich sich dieser Verwandlung zu stellen (die nicht selten ein Kreuzweg, eine Herausforderung ist), die aber schon hier und heute das Leben gelingen lässt – in der Hingabe. Auferstehen, sich wandeln lassen. Heute ist ein guter Tag, dem Leben mit einem Lächeln zu begegnen, weil die Liebe immer stärker ist als jede Art von Tod. Das wünscht euch Pfarrer Wolfgang.