Ostern – Aufatmen und Zuversicht fassen

Eine große Plakatwand an der Straße in Schlägl, die am Stift vorbeiführt, zeigt dieses Bibelzitat mit einem wunderschönen Foto der Böhmerwaldlandschaft, das Stift im Vordergrunde im beginnenden Frühling.

Ja, wir ersehnen diese Zeiten, wo wir aufatmen können, sei es im persönlichen Leben, wie im öffentlichen Leben, das immer noch von der Pandemie bestimmt wird.

„Zeiten des Aufatmens lässt der HERR kommen!“, das ist eine zutiefst österliche Botschaft. Wenn Menschen wieder gut durch- und aufatmen können, dann ist das ein Zeichen von innerer Befreiung, dass die Ängste verflogen sind, dass eine Entspannung eingetreten ist, dass die Hoffnung und das Vertrauen wieder das Herz erobert haben.

Ich darf es öfters als Krankenhausseelsorger erleben, dass Patienten im Klinikum nach einer Untersuchung oder Operation, die vor lauter Angst den Schlaf geraubt hat, aufatmen. Das Schlimmste ist nicht eingetreten, jetzt können sie wieder befreiter und entängstigt weiterleben. Da macht die Gesundung dann große Fortschritte. Österliche Erfahrung mitten im bedrückenden Alltag.

OSTERN – Fest der Auferstehung, der Erlösung, des Aufatmens für die Christenheit.
Die Osterikone „Christi Abstieg zu den Toten“ bringt dies auf den Punkt. Die Unterwelt hat sich aufgetan, die Särge sind aufgesprengt, der Auferstandene zieht Adam mit einem kräftigen Griff am Handgelenk aus dem Reich des Todes. Ebenso alle anderen, die auf den Erlöser gehofft haben und sich ihm vertrauensvoll entgegenstrecken, nimmt er in die Gemeinschaft der Erlösten auf.
Der Tod hat sich angemaßt, sich an Gott zu vergreiffen und hat damit seine Kompetenz überschritten. Es ist ihm nicht gelungen, Jesus im Totenreich festzuhalten. Nun muss er zusehen, wie Jesus sein bis dahin uneinnehmbares Reich zerschlägt und die Verstorbenen in die Freiheit der Kinder Gottes entlässt.
Jesus rettet aus dem Tod. Die Bibel versteht unter Tod nicht nur den Endpunkt des Lebens, sondern alles, was das Gefühl vermittelt, vom Leben abgeschnitten und von Gott und den Menschen verlassen zu sein: Einsamkeit, Depression, Leid, Ausgeschlossen-Sein. Jesus durchkreuzt, was am Leben hindert, er bricht auf, was verschlossen ist und macht hell, wo Dunkelheit herrscht. Er richtet den ganzen Menschen auf. In den nicht näher bezeichneten Verstorbenen, die auf der linken Seite Jesu gemalt sind, können wir uns selber sehen. Jesus holt uns heraus aus unserer Enge, aus unserer Mutlosigkeit, aus unseren Begrenztheiten und Fehlern und öffnet uns das Reich seines Lichtes.

Unser Ordensvater, der Hl. Augustinus sagt über das Geheimnis der österlichen Botschaft der Auferstehung: „Schweigen dürfen wir nicht, erklären können wir sie nicht, also lasst sie uns singen!“ So lasst uns in den österlichen Tagen mit einem frohen Herzen das Alleluja singen.

Alleluja – Christus sprengt die Fesseln des Todes.
Alleluja – Christus macht die Finsternis des Herzens hell.
Alleluja – Christus zieht uns ins Leben.
Alleluja – Christus öffnet uns neue Wege.
Alleluja – Ostern schenkt uns einen neuen Blick auf das Leben.
Alleluja – Ostern schenkt Zuversicht.

Diese österliche Zuversicht wünsche ich Ihnen von Herzen.

Abt Lukas Dikany O.Praem